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Neckar Open 7 – unterwegs

Kreuzfahrt zum Neckarbiotop

Mit dem Kreislauf des Wassers brachten die Gäste beim ersten „Neckar Open unterwegs“ ihren eigenen Kreislauf in Schwung. Beim Neckar Open, das zum ersten Mal an Bord des MS Wilhelma stattfand, sorgte die Ludwigsburger Ärztin Dr. Uschi Traub mit ihrem Beitrag dafür, dass auf dem Oberdeck des Schiffes viele Hände im Takt der Regentropfen kreisten, Arme wie Wellen auf und ab gingen und die Körper im Takt der Wellen wogten. „Wasser, Bewegung, Entspannung – die gesundheitlichen Effekte des Neckars auf Körper und Seele“ war der erste von drei Beiträgen, die diesmal mitten auf dem Neckar präsentiert wurden.

Traub ist Leiterin Gesundheitsförderung beim Gesundheitsdezernat im Landratsamt Ludwigsburg und zeigte anhand von wissenschaftlichen Studien, wie Bewegung und Spaziergänge am Wasser Ärger, Angst, Stress reduzieren können. „Ein 90 minütiger Spaziergang am Wasser ist sicher eine gute Möglichkeit, um vom Grübeln loszukommen und positive Gefühle wie Freude, Wohlbefinden, Leichtigkeit, Entspannung zu erleben,  so die Ärztin in ihrem Kurzvortrag. Für Entspannung und Rhythmus sorgte die„Gruppe Klangräume“.  Alfred Schöffend und Andreas Kleinmann begleiteten das Neckar Open musikalisch mit exotisch anmutenden Instrumenten wie Berimbao und Hang Drum.

Peter Bareiß aus Klein-Ingersheim brachte für den mittlerweile siebten Neckar-Themenabend in der der Nekar Open- Reihe Geschichten mit aus den Zeiten, in der die Wasserkraft Neckars noch direkt durch Mühlräder genutzt wurde. Bareiß, selbst gelernter Müller, trug einen Text seines Großvaters vor, der als Neckar-Müller von der Schönheit der Neckarlandschaft so fasziniert war, dass er dies in Gedichtform brachte. Der junge Bareiß saß später mit Fotoapparat im Ruderboot, als die erste weiße Flotte in den 1950er Jahren das erste Mal an Ingersheim den ausgebauten Neckar befuhr. „Nur die Wellen haben wir damals unterschätzt“, so Bareiß, der samt Kamera damals unfreiwillig im Neckar baden ging. An diese Zeit erinnert sich auch Wolfgang Thie, heute der Neckar-Käpt´n in persona, damals als Vorschulkind an Bord des Frachtschiffes seines Großvaters. „Der dichte Bewuchs am Neckar ist erst nach der Kanalisierung entstanden, so Thie. Zu Zeiten des ungeregelten Flusslaufes gab es dort viele offene Uferbereiche.

Eine andere Zunft, die vom Neckar lebte, sind die Berufsfischer. Rund 600 Berufsfischer waren in den 1950 er Jahren einst am Neckar in Brot und Arbeit. Andreas Seybold, Fischhändler in Ludwigsburg, bezeichnet sich selbst als den letzten Berufsfischer am Neckar und zog eine nüchterne Bilanz seines ursprünglichen Berufstandes. „Die Flussfischerei hatte ein jähes Ende, als der Neckar in den 1960er Jahren zur Abwasser-Kloake verkam. Mittlerweile ist die Wasserqualität des Neckars mit Wassergüte 2,5 wieder ordentlich, der Fisch genießbar und die Artenvielfalt wieder hergestellt“, so Seybold.

Den drei Beiträgen im Zehn-Minuten-Takt voraus ging ein Expertengespräch, bei dem die Gäste aus erster Hand Informationen von den Machern des Zugwiesenprojektes bekamen. Günther Schlecht ist bei der Stadt Ludwigsburg zuständig für das Zugwiesenprojekt. Schlecht zeigte an einer Zeittafel auf, wie das Vorzeigeprojekt nach und nach auf den politischen und planerischen Weg gebracht wurde. „Am Anfang stand die Idee, in den Zugwiesen durch die Öffnung des Dammes eine unkontrollierte Flutung auszulösen“. Daraus wurde rund 18 Jahre später das heutige Neckarbiotop zwischen Ossweil und Poppenweiler. „Zu unseren heutigen Aufgaben zählen mittlerweile die Koordinierung der Pflegearbeiten und die wissenschaftlichen Erfolgskontrolle, dem Monitoring der Natur“, so der Fachmann für Grünflächen und Ökologie.

Für Spannung sorgten bei den gut 120 Gästen an Bord des Neckar-Käpt´n die planungstechnischen Details, die Landschaftsarchitekt Peter Geitz vom gleichnamigen Planungsbüro präsentierte. So konstruierten und simulierten die Planer die Felsbrocken, die heute wie zufällig im Zugwiesenbach liegen, vor dem Bau mit einem speziellen Hydraulik-Programm am Computer. Mit dem Bagger wurde die Steine mit Hilfe einer GPS-Steuerung exakt in die gewünschte Position gebracht. „Nur so konnten wir sicherstellen, dass die Fischtreppe für die viele Fischarten und andere Wassertiere optimal nutzbar ist“ so Geitz.

„Mit dem Neckar Open wollen wir Themen anstoßen und die Gäste miteinander ins Gespräch bringen. Mit den Menschen, die am Neckar Geschichten erlebt haben, von besonderen Naturerlebnissen berichten, oder die sich beruflich um Öko-Projekte, Schifffahrt oder Weinbau kümmern“, so Moderator und Zugwiesen-Guide Uli Ostarhild, der für den Neckarguides eV die mittlerweile siebte Ausgabe des Neckar Open organisiert hat. „Was wir mit dem Neckar Open nicht leisten wollen und können, sind langwierige Podiumsdiskussionen“, so Ostarhild. Die 120 Gäste, die zwischen den Poppenweiler Steillagen und den Zugwiesen an Bord waren, geben dem Konzept recht.

Project Details

Client : Neckar Open unterwegs
Date : 10/28/2016
Skills : Neckar Open – live
Address : http://www.neckarguides.de

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